2024-12-17
SAFIA RN - Achal Tekkiner - Vom Wildfang zum Nachwuchspferd Teil 1
Unverhofft kommt oft und schon ist ein zweites Fohlen da. Ungeplant aber mitten ins Herz hat sich Safia RN direkt vom Foto darin eingenistet. Leider verlief die erste Woche ernüchternd. Safia durfte direkt zum anderen Fohlen und 2 Stuten in eine kleine Gruppe und wir freuten uns, dass wir so optimal mit ihr starten konnten. Dieser Eindruck täuschte gewaltig. Sie zeigte sich wie ein Wildpferd. Meidete die Menschen und sprang direkt durch und über Zäune um von den Stuten weg zu kommen. Wir mussten also die Stuten rausholen und die beiden Fohlen alleine lassen. Zum Glück war sie Richtigung Koppeln und nicht freie Natur gesprungen. Die ganze Woche über war es unmöglich Safia aufzuhalftern oder sich ihrer rechten Seite zu nähern. Von der linken duldete sie es, aber lies sich nur am Körper berühren. Hals ging gerade noch, aber am Kopf wollte sie keinesfalls berührt werden. Sobald ein Strick oder ähnliches dabei war ging gar nichts mehr. Geschickt und in aller Ruhe ging sie immer wieder in Sicherheit hinter Valea, dem zweiten Fohlen. War Valea nicht da, ist alles aus gewesen. Der Raum in dem kleinen Offenstall war viel zu groß um mit irgendetwas zu erreichen. Sie kam zwar immer wieder und war auch neugierig, aber konnte einfach immer weg wann immer sie es für sich entschied.
Um mit Safia arbeiten zu können und ihr den guten Umgang mit anderen fremden Menschen als ihre Züchterin, Rosina Nicters, zu zeigen, mussten wir sie einfangen und separieren. Das war für mich eine ganz neue und unschöne Erfahrung. Gerade Fohlen sind dem Menschen zugewandt. Es hat auch viel Geduld und eine Gruppe an fachkundigen Pferdeleuten sowie ein ganzes Wochenende gebraucht, dies umzusetzen. Verletzungen blieben dabei auch nicht aus, wenngleich alles am Ende in Ruhe und viel Einfühlungsvermögen über die Bühne ging. Im wahrsten Sinne des Wortes, mussten wir sie „abführen“.
Seit dem Separieren blüht sie förmlich auf. Sie hat selbstverständlich Sozialkontakt mit unserer Herde und der relativ enge Raum lassen eine gute Gewöhnung zu. Mittlerweile kann sie direkt gehalftert werden und auch durch die Herde geführt. Die anderen Pferde haben schon verstanden, dass sie noch Abstand halten müssen.
Ich arbeite viel auf der rechten Seite und vor allem sehr in enger Nähe. Sobald Safia die Möglichkeit bekommt Freiraum mit einem anderen Pferd zu haben, wäre ein Aufhalftern aktuell noch nicht möglich. Das habe ich nach einigen Tagen im Roundpen versucht. Da ging das Versteck spielen wieder los, allerdings konnte ich aufgrund der guten Arbeit der letzten Tage trotzdem erfolgreich wieder den Strick befestigen. Ich weis aber auch, dass sie genau weis, das sie nicht weg kommt und es nicht daran liegt, dass sie mich einfach an sie ran lässt. Das wird jetzt viel vertraute geduldige Zeit brauchen, um sie einfach in unsere Herde auf großer Fläche zu integrieren. Selbst im kleinen Offenstall wird es noch dauern.
Wir können an der Anbindestange schon alles machen, was nötig ist. Gehen Spazieren – auch alleine und arbeiten auf dem Platz bereits am normalen Horsemanship. Täglich gibt es große Fortschritte. Die Berührungen überall am Körper und Kopf sind bereits ohne große Gegenwehr möglich und sie duldet es.
Sie ist unfassbar schlau, neugierig und hat einen großen Individualbereich den sie für sich benötigt. Sie ist mutig aber sehr vorsichtig. Dieses Verhalten kenne ist nur von Wildpferden. Sie scheint eine große Intuition zu Ihrem Ursprung zu haben und das Neue Fremde von heute auf morgen hat es scheinbar in ihr geweckt.
Safia ist eine große Herausforderung für mich, die Harmonie und gute Bindung und Beziehung in der Arbeit mit den Pferden braucht. Die tiefe Verbundenheit und Partnerschaft sind für mich die Voraussetzung für alles. Dass ausgerechnet mein Nachwuchspferd erstmal auf absolute Distanz zu allem und jedem geht und es einfordert, dass ich sehr viel Zeit und all meine Erfahrung einsetzen, neue Wege gehen und vor allem viel Geduld mitbringen muss, nehme ich fast mit einem Schmunzeln wahr. Tiefe Verbundenheit wächst mit großen gemeinsamen Erlebnissen. Ich nehme die Herausforderung nicht nur an, sondern sehe es als Chance nochmal auf eine ganz neue Ebene zu kommen. Eine spannende Reise hat begonnen.
Nach einigen Tagen Beziehungsarbeit, Mentalen Therapien und Routinen hatte Safia die Nase voll von ihrer Isolationsbox. Als ich Vormittags nicht kam und sie merkte, dass sie nicht herausgeholt wurde, rammte sie so lange gegen das Tor, bis es aufsprang und sie mitten in der großen Herde stand – ohne Halfter – ohne Schutz.
Selbstbewusst stellte sie sich an die Heuraufe zu den anderen und als die Herde merkte, dass sie da ist und alle auf sie zu rannten, blieb sie cool. Kein Fohlenkauen und keine Angst. Sie wich gekonnt aus und suchte sich gleich ein paar Unterstützer. Nach ein paar Minuten stand sie drin als wäre sie immer dort gewesen. Allein vor der Leitstute Darakhshan zeigt sie Fohlenkauen.
Ein verzweifelter Anruf bei mir zu Hause berichtete es. Die fangen wir nie mehr in dem großen Auslauf mit so vielen Pferden. Ich selbst blieb ruhig. Was blieb mir übrig. Ich hatte einen Wildfang ausgesucht. Mit starkem Charakter und vor allem einem starken eigenen Willen und Entscheidungskraft. Passt zu mir. Ich fuhr in den Stall. Hopp oder Topp. Mit Halfter und Strick ging ich auf sie zu. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt kam sie mir entgegen, lies sich mitten im Auslauf aufhalftern und raus führen. Was soll ich sagen…. Freigeister! Ich liebe es! Sie wollte von Anfang an in die große Herde und das zeigte sie mit aller Kraft die ihr zur Verfügung stand. Ich bin ein Freund von Verstehen und nicht von Dominanz. Ich höre ihnen zu. Vertrauen erzielt Bindung. Meine Pferde dürfen auch sie selbst bleiben. Ich gebe ihren Charakteren einen Platz und fördere dies.
Bereits am nächsten Tag liefen wir gemeinsam durch den fremden stürmischen Wald als hätten wir das immer schon so gemacht. Mutig und vertraut.
Großer Dank an mein ganzes Team, meiner Familie, Gisela Geis als begleitende Tierkommunikatorin und allen Freunden, die mich mit Rat und Tat unterstützen!
Admin - 09:01:06 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen
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