2025-07-06
SAFIA RN - Achal Tekkiner - Vom Wildfang zum Nachwuchspferd Teil 4 - ein echtes Showgirl
Was soll ich sagen……. Die Pferd International im München 2025 war ein absoluter Erfolg in jeder Hinsicht. Ronja und ich reisten mit sicherem Bauchgefühl aber gemischten Gefühlen an. Es ist eben ein Unterschied mit einem Jährling mal zu einer Tagesveranstaltung, einer Präsentation, einem Training oder 5 Tage mit täglichen Auftritten auf einem riesigen Messegelände in einer großen Open-Air Show Arena aufzutreten. Boxenhaltung und wenig Auslauf, dafür diszipliniertes Bewegen mit „geladenen“ Vollblütern.
Der Plan war ankommen und Safia durch das Messegelände zu führen, damit sie einen Eindruck bekommt was ab dem Folgetag auf sie zukommen wird. Erstaunlich gut ließ sie sich überall vorbeiführen. Sichtlich beeindruckt, aber mutig erkundeten wir gemeinsam den Weg hin und zurück und liefen auch durch die Show Arena. Hier wollte sie dann doch einmal die Chance nutzen, etwas abzuspacken, weil wir Darakhshan extra von ihr weggeführt haben. Auf der nassen Wiese zog es ihr ein Hinterbein weg und sie lag etwas verdutzt am Boden – so verdutzt, wie auch wir drein schauten. Zum Glück hat sie sich nichts getan, schüttelte sich wie ein Hund und weiter ging es.
Am Eröffnungstag startete es wie immer mit der heiligen Messe und Pferdesegnung. Der erste Kontakt mit allen anderen Show-Teilnehmern verschiedenster Art. Vor allem Kutschen fand sie etwas seltsam. Richtig brav wartete sie bis wir einzogen und stand dann die Messe über bei Ronja an der Hand neben Darakhshan super entspannt und holte sich beim Auszug an der Kanzel auch ihren Segen ab. Wir waren sehr begeistert und feierten es, dass sowohl Lautsprecher, als auch Publikum und viel TammTamm erstmal keinen großen Schrecken auf sie auswirkten.
Es hätte alles passieren können. Frozen-Effekt, Rückwärts rennen, Steigen, losreißen, fliehen usw. Es sind nun einmal Fluchttiere und sie ist ein Jährling! Niemand konnte vorher einschätzen wie sie reagiert. Wildpferd oder Showgirl….. das würde sich am Nachmittag dann zeigen.
Der erste Auftritt stand bevor. Wir wollten nichts riskieren. Egal was passiert – wir passen es der Kleinen an. Am Abreiteplatz war es etwas wild. Safia wollte nicht wirklich dahin wo ich Darakhshan hin lotste und die Gangart wollte sie dann auch bestimmen. Sie nervte Darakhshan sehr und die war schon recht angefressen. Das konnte ja heiter werden. Ronja war angespannt, da sie Safia in der großen Arena übernehmen sollte, wenn ich Darakhshan präsentiere. Was, wenn die Kleine komplett durchdreht, wenn ich mit Darakhshan weg reite? Wir wollten auch vor Publikum keine Eskalation und irgendein schlechtes Bild abgeben. Ich versprach, direkt wieder zurück zu reiten, wenn irgendwas Special wird.
Nun hieß es umziehen auf den „Wartebereich“. Die Zündschnur von Darakhshan wurde immer kürzer. Sie wollte jetzt in die Arena! Safia war etwas Unzufrieden weil wir hier nicht rum düsen konnten. Los ging es. Die Gruppe vor uns verlies die Arena. Wir standen bereits vor dem Eingang. Für den ersten Tag entschieden wir uns im Schritt einzureiten. Safety first. Unfassbar angespannt aber mutig und stolz liefen Darakhshan geritten und Safia als Handpferd an der Publikumsmenge, den Fahnen, Lautsprechern, dem Moderationswagen, Fotografen und Messeständen direkt neben sich, vorbei. Ich traute mich dann auf einem großen Mittelzirkel anzutraben und nach einiger Zeit auch die Hand zu wechseln. Da alles gut lief konnte ich den Galopp dazu nehmen. Unfassbar – war es so einfach? In dieser Zeit wurden die Achal Tekkiner als Ganzes und Safia speziell von der Moderation Melli vorgestellt. Danach gab ich Safia in Ronjas Hände und ritt mit Darakhshan für ihre Einzelpräsentation weg – hatte die beiden aber immer im Augenwinkel. Nichts riskieren. Schön Disziplin – kein Renngalopp wie sonst zum Abschluss, den das Publikum so feiert. Wir konnten nicht abschätzen, wie die Kleine reagieren würde wenn Darakhshan durch die Arena flitzt. Daher wurde unsere Vorstellung mit einem Potpourri unseres Könnens vorgestellt. Als die Achal Tekkiner fertig waren, ritt ich zu Ronja, nahm Safia wieder als Handpferd und wir gingen auf unsere Ehrenrunde.
Was soll ich sagen….. SPRACHLOS. Erster Auftritt mehr als gelungen. Mehr als erhofft. Einfach übertroffen!
Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht direkt eine Schippe drauflegen und am Folgetag die Fahne mit platzieren würde. Also alles wie vorher nur mit wehender Fahne. Ich müsste also komplett einhändig die Pferde links managen damit ich rechts die Fahne halten kann. Nun ….. Safia will gerne überholen und Darakhshan wendet nicht gern wenn Safia sie nervt. Wir werden sehen….. Der erste Wahnsinn passierte bereits beim losreiten auf dem Stallgelände. Beide taten so, als hätten sie noch nie eine Fahne gesehen. Also ritt ich den kompletten Weg hin schon mal mit Fahne und Ronja führte Safia. Am Abreiteplatz gestaltete es sich nicht entspannt. Safia wollte nicht bei Ronja bleiben und mit uns mit düsen. Also nahm ich die Kleine wieder und die zickte so sehr, dass Darakhshan wirklich fast der Faden riss. Dann nahm ich die Fahne und es eskalierte etwas. Jedes Pferd wollte in eine andere Richtung. Einige meinten ich solle die Fahne lieber weglassen, aber das ließ ich mir nicht nehmen. Wozu übe ich das alles? Die 2 sollten sich jetzt mal zusammenreißen. Jetzt gilt es. Das habe ich ihnen dann auch so gesagt, als wir wieder im Wartebereich standen und die Damen etwas hitzig wurden.
Aufgrund der Fahnen Einlage ritten wir wieder im Schritt ein. Als hätten die 2 noch nie etwas anderes gemacht als mit Fahne in eine riesige Show Arena zu reiten schritten sie stolz erhobenen Hauptes an Ihrem Publikum vorbei. Gleiches wie am Vortag aber mit schon mehr Galopp. Ich konnte auch schneller nach Übergabe von Safia weg reiten und auch den Radius weiter ausdehnen. Alles lief wie am Schnürchen.
Zwischenzeitlich fuhr Darakhshan schon immer mehr zur Hochform auf und die Boxenhaltung und wenig Bewegung machten ihr zu schaffen. So gut Sie sich auch zusammenriss, es war eine tickende Bombe.
Safia hingegen war schon sehr erschöpft. Wir merkten, dass sie all die Eindrücken – vor allem mental absolut zehrten. Uns wurde bewusst, dass es eine wahnsinnige Leistung ist, hier 5 Tage zu sein und 4 Tage zu performen. Konnte sie es durchziehen oder müssen wir abbrechen?
Am dritten Tag lief das Fass dann aber über. Es war wie am 2. Tag, nur dass wir direkt in die Arena trabten. Ich fühlte mich sicher. Aber Darakhshan hatte die Nase voll von dem Kindergarten. Sie wollte alleine glänzen und endlich ihr Potential zeigen. Ich spürte, dass ich einhändig nicht die beste Einwirkung auf beide Pferde hatte, wie ich es mir wünsche. Das feine Reiten ist mein Fachgebiet. Wenden war auch etwas schwierig und ich musste eine sehr lange Linie anlegen. Gut… ich entschied mich die Fahne zu übergeben, um beide Hände für die Damen frei zu haben. Sicherheit und Gelassenheit sind erstmal das Wichtigste überhaupt. Als ich beide Hände für die Führung frei hatte, lief es gleich deutlich geregelter aber wie gesagt, es war etwas geladene Stimmung.
Darakhshan war heilfroh, als der Punkt kam an dem Safia zu Ronja kam. Sie zog an und wollte eigentlich nur noch strahlen. Die paar Minuten gehörten nur uns Beiden! Safia hingegen hat bereits geschnallt wie es läuft. Ein paar Minuten zusammen und dann ist Pause zum Grasen, Leckerli bekommen und entspannt sein. Ein wenig Führtraining wenn sie möchte, um zu zeigen was sie schon kann und wieder Leckerlis. Auf diese Entspannte Stimmung der Beiden konnten Darakhshan und ich in aufgeheizter Aktion einfach zu Galoppieren, das Seil aufnehmen und gemeinsam weiter galoppieren. Safia ist aus ihrer entspannten Pause direkt wieder brav mit uns weiter auf die Ehrenrunde.
Im Nachhinein hat wohl keiner, außer Ronja und Helfer gemerkt, dass ich mit Darakhshan zu kämpfen hatte mit der einhändigen Reitweise. Schön zu hören, dass so leichte Einwirkungen bei mir bereits als heftig ankommen.
Für den letzten Auftritt entschied ich mich daher ohne Fahne zu reiten. Es hat unsere Wünsche, Hoffnungen und Träume sowieso bereits übertroffen und alle Sorgen und Ängste die wir hatten zu Nichte gemacht.
Wir trabten gleich ein und gingen in den Galopp über. Den letzten Auftritt genossen wir sehr und vertrauten auf die vorgegangenen Tage. Wir hatten Spaß uns nochmal von der Besten Seite zu zeigen. Darakhshan durfte wieder Springen und fliegende Wechsel zeigen, hatte sichtlich Bock auf rasante Tempiunterschiede und aus dem Rückwärts los düsen. Alles lief am Schnürchen und wir konnten alle völlig aufgelöst und erschöpft die Heimreise antreten.
Fazit: Safia ist ein echtes Show-Girl! Auch wenn Sie rumzickt und Darakhshan und mich auch echt genervt hat… in der Arena war sie der absolute Garant! Und das als Jährlingsstute! Einfach unfassbar. Auch Darakhshan war seit Ihrem 1. Jahr bei mir und ist auf viele Shows, Veranstaltungen, Wettkämpfe und Vorführungen. Aber dass Safia direkt nachzieht ist ein echtes Geschenk. Die Moderation hat es sehr lobend erwähnt, was für eine gute Ausbildung von mir in den Tieren steckt und man sieht, dass hier Vertrauen und Beziehung der Schlüssel für Alles sind. Ich freute mich nicht nur, dass wir vom Publikum und von den Organisatoren der Pferd Inter sowie der Vorstände des Achal Tekkiner Verbandes und der internationalen Tekken-Community gefeiert wurden, vor allem hat es mich so berührt, dass die Kollegen der Reiter aus den anderen Showgruppen uns höchsten Respekt für den Mut und Wertschätzung der Arbeit und der Vorstellung gegeben haben. Auch zu Hause hörte es nicht auf. Große Kritiker und Menschen aus der Pferdewelt sind oft dabei, was noch besser ginge oder nicht gut war. Wir hörten aber nur, dass man Pferde nicht besser präsentieren kann. Das war höchstes Niveau und eine Top-Vorstellung für den Pferdesport.
Erst Tage und eigentlich quasi Wochen danach wird mir bewusst, wie alltäglich mir meine Arbeit mit den Pferden erscheint. So einfach und normal. Erst durch solche Momente wird mir wieder bewusst, was für ein gutes Händchen ich mit den Pferden habe und was für tolle Erfolge dann einfach abfallen.
Ein großer Dank an Ronja, die bei all den Veranstaltungen meine beste rechte Hand für die Pferde ist und Marlene, die uns ein paar Tage geholfen hat!
Reels sind online auf Social Media.
Admin - 16:55:28 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen
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